Washington-Saba:
Eine aktuelle Studie von Forschern der Baylor University in Texas, USA, hat ergeben, dass das Demenzrisiko gesenkt werden kann, wenn man im Alter technisch versiert bleibt und Foto-, Messaging- und Kalender-Apps auf Smartphones oder Tablets verwendet.
Forscher analysierten Daten aus 57 früheren Studien mit mehr als 411.000 Menschen über 50 Jahren, um den Zusammenhang zwischen digitalen Technologiegewohnheiten und Demenz zu untersuchen.
„Man kann fast jeden Tag die Nachrichten einschalten und Leute darüber reden sehen, wie die Technologie uns schadet“, sagt Michael Scullin, Psychologe und Neurowissenschaftler an der Baylor University, in der Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Human Behavior veröffentlicht wurde.
Die Begriffe „Brain Drain“ und „Brain Rot“ werden häufig verwendet, und jetzt ist auch der Begriff „digitale Demenz“ neu aufgekommen. Als Forscher wollten wir herausfinden, wie wahr das ist.
Statistische Analysen zeigten, dass die Nutzung von Technologie mit einem um 58 % geringeren Risiko kognitiver Beeinträchtigungen verbunden war. Darüber hinaus zeigte sich bei Technologienutzern im Laufe der Zeit eine Verringerung des kognitiven Abbaus um 26–34 %.
Es ist wichtig zu beachten, dass es sich hierbei nicht um die Art von Forschung handelt, die einen direkten Kausalzusammenhang beweist. Jede Studie verwendete unterschiedliche Methoden und maß die Technologienutzung auf unterschiedliche Weise: Einige Studien untersuchten beispielsweise die Smartphone-Nutzung, während andere die Nutzung sozialer Medien maßen.
Das verringerte Risiko blieb jedoch auch nach Berücksichtigung von Faktoren wie Beruf, Bildung und sozioökonomischem Status bestehen. Hier scheint es einen Zusammenhang zu geben, dem es sich lohnt, näher nachzugehen.
„Unsere Daten legen nahe, dass es ein wirksamer Ansatz zur Förderung der kognitiven Gesundheit sein könnte, ältere Erwachsene zu ermutigen, sich mit Technologie zu beschäftigen, insbesondere auf eine Weise, die kognitive Schwierigkeiten herausfordert, verbindet und kompensiert“, sagt Jared Bing, Neuropsychologe an der University of Texas in Austin.
Forscher vermuten, dass der Einsatz von Technologie auf verschiedene Weise zum Schutz vor kognitivem Abbau und Demenz beitragen kann. Es kann beispielsweise dazu beitragen, das Gehirn zu stimulieren, insbesondere beim Erlernen der Verwendung neuer Geräte und Apps.
Die Technologie ermöglicht uns auch eine bessere Kommunikation über soziale Medien und Videoanrufe. Wir wissen bereits, dass Einsamkeit mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Demenz einhergeht. Die Pflege sozialer Kontakte trägt zur Stimulation des Gehirns bei.
Es gibt auch die Vorstellung, dass Technologie als „Gerüst“ für nachlassende geistige Fähigkeiten fungiert und älteren Menschen länger ihre Unabhängigkeit ermöglicht – indem sie beispielsweise über Apps an die Einnahme von Medikamenten und Arzttermine erinnert wird. Es ist ein komplexes Bild, das viele Faktoren beinhaltet, aber angesichts der Breite dieser neuen Studie und ihrer großen Stichprobengröße kann es sich lohnen, unsere Beziehung zur Technologie auch im Alter aufrechtzuerhalten – und anderen dabei zu helfen, dasselbe zu tun. „Wenn Sie einen Elternteil oder Großelternteil haben, der sich von der Technologie abwendet, sollten Sie dies vielleicht noch einmal überdenken“, sagt Scullin.
